KÜNSTLERISCHE LEITUNG / GASTGEBER: Thomas J. Jelinek
EXPERTINNEN:
Nicolas Gergaud, Biologe / Degrowth
Corinna Milborn, Journalistin / Autorin
Karin Kueblboeck, ATTAC
Tobias Nöbauer, Quantenphysiker / Atominstitut der TU-Wien
Ines Omann, Ökologische Ökonomie / SERI
(Sustainable Europe Research Institute)
Leopold Seiler, Ökonom / Mikrofinance / GLOBArt
KÜNSTLERINNEN UND KÜNSTLER:
Gianmaria Gava,
Hoelb/Hoeb (Barbara Hölbling, Mario Höber),
Max Hoffmann,
Harald Jokesch,
Iris Julian & Lena Wicke-Aengenheyster,
TANZ BABY!/David Kleinl
AIKO/Kazuko Kurosaki,
Tina Muliar,
Hooman Sharifi,
Sabina Simon & Luiz Simoes,
Doris Uhlich.
SOUND: Eargazm
VIDEO: Michael Loizenbauer
WEB-DISKURS, BLOG: Olga Susman
FOTO: Andrea Peller
KÜNSTLERISCHE ASSISTENZ: Magdalena Meindl
PRODUKTION: NOMAD.theatre / KKuK
KOPRODUKTION: Tanzquartier Wien
und ARTPHILEIN – Institut für Kunstforschung (A-IKF)
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Was (und wer) geht eigentlich unter, wenn wir heute über den Untergang sprechen? Sind die Grenzen des Wachstums auch die Grenzen unserer Welt? Und wie gehen, wie sprechen wir dem Untergang entgegen? Wie ändert sich die Haltung, der Tanz am äußersten Rand der Rede?
In einer Zeit der medialen Krisenhysterie, der anonymen Naturgewalten und Finanzkatastrophen laden Thomas Jelinek und seine Gäste – prominente Endzeitdiagnostiker, Untergangskunstforscher sowie gewöhnliche Untergeher von nebenan – dazu ein, am Untergang teilzunehmen. Nicht ohne sich des gewissen Pathos an der Verhandlung der psychotischen Liturgie der Gegenwart bewusst zu sein, öffnen sie, zwischen Kongress-, Leidenschafts- und Demonstrationstänzen, getrieben vom Aufruf zur Selbstermächtigung, einen öffentlichen, transdisziplinären Raum zum Diskutieren und künstlerischen Experimentieren.
Ein performatives Diskurs-Raum-Labor im immer wiederkehrenden Endzeit- und Aufbauspiel. Ein Raum des Handelns, um nicht stumm zu bleiben; ein künstlerischer Vorschlag gegen die vielleicht größte Gefahr, nämlich dass am Ende alles unverändert bleibt.
Ein performatives Diskurs-LABOR
zur Erzeugung eines oszillierenden Raums am Ende einer Ära, die gegenwärtig nur allzu oft als Ende der Zeit, als Weltuntergang – 2012 – oder Beginn einer Epoche neuer Weltordnung zelebriert wird. Ausgehend von der Grundfrage, die sich jede/r stellen muss, wie viel Zukunft wir, an der Kante epochaler Entscheidungen mitbestimmen wollen, treten KünstlerInnen, TheoretikerInnen und AktivistInnen an, einen offenen Diskursraum zu erzeugen. In diesem Simulationsraum sind mit den angekündigten Gästen alle Anwesenden eingeladen - in der physischen Installation, die in der Kooperation von T. J. Jelinek und Hoelb/Hoeb entstanden ist – die politischen, wissenschaftlichen und künstlerischen Argumente in einem Selbstermächtigungsakt in die Dynamik von Analyse und Aktion zu stellen. Beginnend mit verschiedenen künstlerischen Interventionen im öffentlichen Raum ab 26.03.12, verdichtet sich der Diskursraum am 30.03 –
ab 20:00 im Haupthof des Museumsquartier und ab 20:30 in der Halle G – zur Performance- und Diskursfläche. Dieser emigriert danach in den >aparat<
im 15.Bezirk, um sich anschließend im Stadtraum wieder zu zerstreuen.
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26. - 30. MÄRZ 2012
öffentlicher Raum -
an verschiedenen Orten in Wien
»Noch kein Ende abzusehen.« »Doch!«
K.Kraus
The fear of what awaited him was so vivid, so clear that it quickly became certainty,
vision, hope...
E. Cioran
KÜNSTLERISCHE LEITUNG: Aldo Giannotti
IN ZUSAMMENARBEIT MIT: KKK:
Luca Depietri,
Santiago A. Kassorla,
Giorgio Palma
KÜNSTLER:
Yuri Ferrero/Fabio Ranieri, Steinatem
Gianmaria Gava, Not yet titled
Aldo Giannotti, The stationary point in the evolution of a system
Leopold Kessler, Aktion. Interspecific bargain
Mahony, Operación Paco. Audioguide
Dan Perjovschi, Untitled
Gerald Straub, Tu-lips. A performative investigation
u.a., Nebenjob. A-real found object
branding intervention im öffentlichen Raum:
Gianmaria Gava / Giorgio Palma
mit freundlicher Unterstützung von:
GLOBAL REVOLUTION AUSTRIA
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AIKO/Kazuko Kurosaki
< b l a n k >
alle reden vom untergang. es ist wohl wichtig zu reden, zu diskutieren und zu verhandeln. doch das ist nicht meine art. ich tue das, was zu tun ist in der art, wie ich es am besten kann - tanzen. wir alle sind mitverantwortlich für das was ist und für das was sein wird. ich wollte immer kinder - aber schon meine mutter hat vor vielen jahren gesagt - setz doch keine kinder in eine welt wie diese - aber ich habe mir gedacht - wenn nicht wir, die offenen auges sind, dann haben wir keine hoffnung mehr – ich habe viel gelernt durch meine kinder - und ich lerne immer noch - wir haben jetzt keine zeit mehr für eitelkeiten. wir begehen einen globalen suizid. dort, vor dem ort der verhandlung, werde ich mich in der loslassung üben.um das zu verhandeln, was thema ist - auf meine art
Dank an Vania Fuchs
Doris Uhlich
Falcoris
„Sieht man um sich, was passiert, wohin es geht oder auch nicht, hilft nur eines Schampus, Kaviar, Noblesse im Gesicht. Let's deca-dance in jedem Fall, die Smokingträger überall - denn nobel geht die Welt zugrund', ob dieser oder jener Stund.“ (Falco)
„Sieht man um sich, was passiert, wohin es geht oder auch nicht, hilft nur eines High Heels, Hochfrisur, Mascara im Gesicht. Let´s celebrate in jedem Fall, die Aktienhaie überall – wir tauchen ständig auf und ab, die Welt ist voll mit mieser Plag.“ (Doris)
Von und mit Doris Uhlich, Johann Hölzel alias Falco und der Titanic
Dank an Yoshie Marouka, Andrea Salzmann
Produktion: Christine Sbaschnigg
New York Habitat
Hoelb/Hoeb
In zwei „Paralleluniversen“ können sich die Dinge ganz anders – aber manchmal auch ganz ähnlich – entwickeln. Das Filmformat „New York Habitat“ sucht nach Antworten über die Krise, über die Rettung und über die Geburt kurz vor dem Untergang.
Ein sensibel schwebendes Netz aus Parallelhandlungen, Begegnungen und Querverweisen, die eines gemein haben: Viele der nicht vorhersehbaren Verkettungen und Begebenheiten filmisch aufzuspüren, um sie als Leinwandbilder exemplarisch zu positionieren.
„de/valuationsmaschinerie / variation 3“
von Iris Julian
Performerin: Lena Wicke-Aengenheyster
Die choreographierte Lecture nimmt den Titel „UNTER GANG“ wörtlich und reflektiert was jenseits des aufrechten menschlichen Ganges liegt. In westlichen Kulturen ist das Motiv des Kriechens zentral, eine Gewaltform, die Personen als tierische Objekte degradiert – Angstszenarien rund um Weltuntergangsfantasien tun sich auf ...
PROST
Luiz Simoes & Sabina Simon
Still flowing through the Universe, the electromagnetic wave of 160.2 GHz called Cosmic Microwave Background Radiation is supposed to be the echo of the Very Beginning.
We normally associate the idea of echo as post-something, but hardly conceive it ascause-of, as cause of a new drama that will evoke a new reverberation, producing, maybe, another drama and so on infinitely. An expanding Universe on its way to collapse, is part of an "evolutionary freedom" that perhaps only in the Downfall finds a way to reborn.
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UNTERGANGART
Updating the downfall
The year 2012 is announced as the time of an extraordinary conjunction of crucial events. Ancient
remembrances of a forgotten culture remind us the finitude of our time and force the gaze of
modern humanity to anxiously scan the distant, celestial vault of finance in order to interpret the
oracular foreshadows of markets in the light of an eschatological count-down. Everything seems to
match…the fall-down appears to be only a matter of an inevitable alignment of macro-economical
events converging upon the skies of a financially and politically fragile Europe.
Living in a Post-Time
The always more common use of the prefix post- to describe the present historical period not
only reveals a change of paradigm in the way the world is structured and perceived. More then that, a post-time is a time which is suspended between something that is no more, and something that is still not; a time without an own now, or at least a time in which this now can’t be named and discussed properly (without making reference to its being residual with respect to a previous, already ended one.)
Post-modernity, post-colonialism, post-democracy…these terms describe the suspension of an order and yet deny its abolishment, a point of stall in the historical dis-continuum: A post-time which suspends the rules of its passing and freezes itself in this suspension.
The recourse to the prefix post- masks and at the same time reveals the presence of an implicit
interdiction to abandon an order, to renounce a project, to admit a failure. Namely: that the infinite
character of capitalistic progress has come to an end; that the very clock that should have measured
the never-ending growth of human prosperity and civilization has perhaps already reversed his
motion and has become a count-down which measures the rhythm of occidental downfall.
Politically, in what has been called post-democracy, the suspension of time often entails the suspension of democratic rules in the name of an economical state of emergency. The crisis, in its political potential, that is, as a moment of a dramatic choice, is often reduced to a financial momentum in which a series of pragmatic, medicynical financial protocols are necessary in order to slow down the countdown, to level down the slope of a downfalling though, indeed, to buy some more .
If time is money, and money is debt, then the present time, more then any other in history seems to
realize this reasoning in all its logic consequences: That is, time is debt.
What are, in this situation, the possible declinations and gestures, through which to express different
angles of the downfall, in such a way as to underline the “inclination” of such a falling? What kind of thought could be able to think the downfall towards the end, without being at the same time contaminated and affected by – and dragged in – the movement of the very object it is thinking?
And what kind of discourse can restitute this very affection if not one that reflects the inter-diction,
the shame that could express the suspension, the “pendency” – and therefore the anxiety, the fear –
of living in a post-time.
Talking from the end as research approach
With UNTERGANGART: Updating the downfall, prominent end-time analysts, downfall-focused
art-researchers, as well as common-or-garden downfallers are invited to conceive their work as sublimation and elaboration tools of a post-traumatic present ( orphan of its own future): post-performances, post-speeches, post-installations and post-interventions as utterances of a post-discourse which talks us from the end.
A post- artistic suggestion and provocation against the perhaps greatest danger – namely that in
the end, or even after it, everything remains unchanged.
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Parallelaktion(en) UNTER GANG ART
von 26.-30.3., u.a.:
OPERACIÓN PAVO, Audioguide.* Mahony 2012 Audioguide, 4:35 min. In englischer Sprache. *Audioguides und Booklets sind in den TQW / Studios erhältlich Von 26. März bis 2. April, täglich ausser Di. u. So., 10:00-18:00. Weitere Infos AKTION. Interspecific Bargain Leopold Kessler 2012 28. März Zielpunkt, Stiftgasse 5-9, A-1070 Wien Öffnungszeiten 08:30-20:30 Aktion solange der Vorrat reicht Weitere Infos THE STATIONARY POINT IN THE EVOLUTION OF A SYSTEM A mobile participatory intervention in public space Aldo Giannotti 2012 29. März, Wien Anmeldung für die Teilnahme bei dem Künstler (0650 4126102) Weitere Infos UNTERGANGART. Parallelaktionen Präsentation/Dokumenation 30. März ab 24 Uhr aparat, Zwölfergasse 9, A-1150 Wien Weitere Infos
Weitere Parallelaktionen:
The Stationary Point in the Evolution of a System
Aldo Giannotti 2012
A group of people travels around the city of Vienna on a mini-van, transporting a wooden board (of approx. 3x2 m). Using the architectural structures of the public space – walls, sidewalks, stairs, fountains etc. ) they place the board in such a way as to create, by stepping on it all together, a series of different figures, in which a precarious equilibrium is kept and lost through the changing and reassembling of the bodies’ position.
Aktion / Interspecific Bargain
Leopold Kessler 2012
The intervention AKTION / Interspecific bargain, consists in displaying packages of 3 fishes belonging to 3 different species to the gaze of the public of a supermarket as if they were actual special sales. The performance uses that intrinsic transparency of the AKTION-package and aims at enhancing the feeling of perplexity in front of a product without a name, without a history, indeed, with no sense. As a result, the consumer is implicitly invited to consider consumerism’s mechanisms a little less trustfully, highlighting its imperative character as well as its intrinsic dysfunctions and excesses.
Operación Pavo, Audioguide
Mahony 2012
"Once their novelty had subsided, the remains themselves of a destroyed world fell victim to vermin and neglect. Fewer than one hundred of these objects have been preserved until today."
Operación Pavo thematises the ongoing controversy between the Mexican Museo Nacional de Antropología and the Austrian Museum für Völkerkunde regarding the „Penacho de Moctezuma“ (feather headdress of Moctezuma). Over the years the discussion about the legitimate exhibition place for the object has become a political issue in both countries.
Tu-lips. A Performative Investigation
Gerald Straub 2012
on TV, 3rd of March 2012 20h15 ORF2, ARD, SF Tulip bulbs are signed in the general rehearsal of the Austrian TV show "Musikantenstadl" and partly hidden in the decoration amongst other flowers. The Tulip bulb serves as a metaphoric item for a desire, as an embodiment of contentedness and a fulfillment of the paradisiacal / ideal / idyllic world in an instance of time. On the other hand, the Tulip serves as an instable value; as a metaphor for one of the first speculative bubbles in the financial sector (Netherlands, 1637).
Not yet titled. Branding Intervention in Public Space
Gianmaria Gava / Giorgio Palma 2012
The six photographical subjects of the series Not yet titled capture details of sculptural groups, located in symbolical centres of power in Vienna. As monuments, they usually play an important symbolical role in legitimizing power, letting institutions appear within a mythological context sub specie aeternitatis (under the aspect of eternity). Through an operation of symbolical emptying of such a magic frame, they are reduced to mere icons of an eternally re-actualized past, reflecting – from an immeasurable distance – upon our present, questioning our relationship to it, assuming different postures in the light of the imminent end.
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