GASTGEBER und KÜNSTLERISCHE LEITUNG: Thomas J. Jelinek
MIT:
Christian Faubel – ray vibration (Köln) - http://rayvibration.org/
Christina Hartl-Prager wien) - http://www.christinahartlprager.com/
Marian Kaiser (Berlin)
Tina Muliar Wien)
Gerald Nestler wien) - http://www.geraldnestler.net/ - aktuelle Arbeit: http://www.friendsandart.at/index.html
Pit Noack (Hannover) - http://www.pitnoack.de/
Tobias Nöbauer Wien)
Jorge Sanchez-Chiong ven/AUT) - http://www.musicaustria.at/node/19997 oder: http://www.edition21.at/_composer.php?to_include=einstieg&comp_nn=Sanchez-Chiong&sprache=de
Svetlana Schwin (D/A)
Marie MELA Spaemann - http://www.mariespaemann.com/
Lucie Strecker (Berlin wien) - http://luciestrecker.com/
Und weiteren Gästen
Das kollaborative LABOR ist ein Fractal des frei flotierenden Entwicklungsprozesses:
ENTROPY - as a pataphysic process to describe the current world.
PRODUKTION: NOMAD.theatre
Eine Koproduktion: mit dem Tanzquartier wien
ZENTRALWERK Dresden
und:
Musiktheatertage wien • Werk X • Operadagen Rotterdam (NL)
Christian Faubel @ ENTROPY LAB Tanzquartier Wien
Eine performativ, pataphysische Installation zur Gegenwart und des Gegenwärtigen A performative. pataphysical installation on the present Im Rahmen des Zyklus RE/FORMATIONS - ein kollaboratives Kunst-Labor im TQW, zur beschreibung unserer Gegenwart, in dem eine temporäre Community, diese verhandelt und daraus eine künstlerische Form eines performativen Akts, als aktiven Kommunikationsraum, entwickelt. Die Installation ist eine Reise durch die menschliche Wahrnehmung und seine Versuche sich in einem dynamischen System zu organisieren um darin zu überleben... a collaborative art-lab, to describe our present. The instalation is a jouney through human perception and world-construction – and our efforts to survive in dynamic systems in order to survive...
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Das offen flotierende Kunst-Labor wird nach seiner ersten Station im ZENTRALWERK Dresden jetzt im Tanzquartier wien eingerichtet. Darin verhandelt eine temporäre Community eingeladener KünstlerInnen verschiedener Genres und WissenschaftlerInnen unsere Gegenwart in einem sich einander annähernden diskursiven Prozess. Aus diesem Prozess gestaltet sich die Form einer performativen und aktiven Kommunikationsinstallation.
An beiden Tagen wird das Labor "öffentlich", um gemeinsam einen interaktiven Diskursraum zu erzeugen. Der Begriff Entropie, der gerne, unwissenschaftlich als Maß für Unordnung gebraucht wird, ist der Impuls. Die installationen sind Spuren durch die menschliche Wahrnehmung und der Versuch, sich in einem dynamischen System zu organisieren, um darin zu überleben...
Das Labor, ist ein kollaborativer Arbeitsraum, in dem sich selbst organisierende Akteure und Argumente die Entropie, die im Begriff ist ein Trendwort zu werden, verhandelt.
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Der Begriff Entropie ist der pataphysische Ansatz, eine Aussage über unsere Gegenwart zu treffen.
Der politischen, sozialen und wissenschftlichen Bankrotterklärung unserer traurigen Konstitution unserere Spezies stellen wir uns >un-ernsthaft< entgegen.
Es geht um den Anfangspunkt des Denkens, auf der Höhe der Zeit, von dem weg - in einer gemeinsamen Kraftanstrengung aller am Prozess Beteiligten - ein Raum geschaffen wird, in dem mit künstlerischen Mitteln unsere Gegenwart, in Fraktalen, rekonstruiert wird.
Es handelt sich also nicht um „seriöse“ Wissenschaft. Aber um unseren gegenwärtigen Wahrnehmungszustand und unseren daraus resultierenden Entscheidungen.
Der Begriff Entropie, der bereits im 19.Jhdt erscheint, findet sich mittlerweile auf vielen Gebieten ausserhalb der Physik, aus dem er ursprünglich kommt.
Genauer dem zweiten Satz der Thermodynamik.
Wo immer Energie umgeformt wird oder ein Zustand höherer Ordnung geschaffen wird, wird damit auch Entropie in der Umgebung, an anderer Stelle erzeugt.
Der Stand unserers gegenwärtigen Wissens besagt dass unser Universum endlich ist. Damit fällt es in den Wirkungsgrad des 2. Satzes der Thermodynamik der für geschlossene Systeme gilt.
Alle Lebewesen, die an sich Systeme höherer Ordnung darstellen, allen voran der Mensch arbeiten permanent, so lange sie am Leben sind, der Entropie entgegen. Allerdings erzeugen sie damit Entropie, die sie an ihre Umgebung abgeben. So wie jede Form von Energieumwandlung Entropie mit erzeugt. Dieser Prozess ist unumkehrbar und beschleunigt das Streben des Universums zum Punkt maximaler Entropie.
Enzyklopädisch sagen wir:
Die in einem System vorhandene Entropie ändert sich bei Aufnahme oder Abgabe von Wärme. In einem abgeschlossenen System, bei dem es keinen Wärme- oder Materieaustausch mit der Umgebung gibt, kann die Entropie nach dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik nicht abnehmen. Mit anderen Worten: Entropie kann nicht vernichtet werden.
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ZENTRALWERK
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Once in a great while an idea changes the course of history.
The Entropy Law--or the Second Law of Thermodynamics--is such an idea. It states that all energy flows inexorably from the orderly to the disorderly and from the usable to the unusable. According to the Entropy Law, whenever a semblance of order is created anywhere on earth or in the universe, it is done at the expense of causing greater disorder in the surrounding environment. This law was first propounded in the 19th century, but its full implications are only now being felt and explored. Entropy tells us that the world is winding down, and is to the future what the theories of Copernicus and Newton were to the 16th and 17th centuries-a concept both simple and earth-shattering. It is an idea that is already changing the values and goals of philosophers, politicians, scientists, businessmen, and economists. The Entropy Law is about to become an integral part of our world view.
Jeremy Rifkin
Der politischen, sozialen und wissenschftlichen Bankrotterklärung, der traurigen Konstitution unserere Spezies stellen wir uns >un-ernsthaft< entgegen.
Es geht um den Anfangspunkt des Denkens, auf der Höhe der Zeit, von dem weg - in einer gemeinsamen Kraftanstrengung aller am Prozess Beteiligten - ein Raum geschaffen wird, in dem mit künstlerischen Mitteln unsere Gegenwart, in Fraktalen, rekonstruiert wird.
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In einer immer komplexer gedachten / vorgestellten und damit an Komplexität potenzierten Welt sucht der Mensch, als individuelles Wesen seinen Platz im Koordinatensystem, sucht nach Überlebensstrategien, muss Entscheidungen treffen die seinen Erfahrungsschatz scheinbar
weit überfordern und geht der Frage nach wie viel Selbstbestimmung sie/er sich eigentlich zuschreiben kann.
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Das faktische Wissen nimmt allein in einem Zeitraum eines Jahres in einem Ausmass zu, dass es einem einzelnen Menschen nicht möglich ist innerhalb seiner Lebenszeit dieses zu erfassen.
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Die politischen, sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Probleme und Fragestellungen der Gegenwart haben ein Maß an Komplexität erreicht dem unsere politischen und systemischen Entscheidungsstrukturen nicht annähernd gewachsen sind. Wir stehen als Individuum und als Spezies
offenbar an einem Punkt ohne Wiederkehr an dem wir zu entscheiden haben. Aber...
Nachdem ich das „Theater“, das auch Performance, Aktionsraum oder diskursive Installation heissen etc. kann, als Ort der Verhandlung, der Gegenwart und seiner relevanten Fragen, sehe, kann auch gesagt werden: der Umbruchprozess unserer Gegenwart steht zur Verhandlung.
Dieser lässt sich durchaus nicht nur auf globaler politischer, ökonomischer oder ökologischer Ebene, medialer Wirklichkeitskonstruktion führen, sondern zeigt sich in den Fraktalen der Gesellschaft und des Individuums. Es lässt also die persönliche Erfahrung, den persönlichen Blick als Argument zu.
Die Haltung und Meinung hat also Relevanz unabhängig davon wie wichtig oder unwichtig wir uns im Gesamtgeschehen selbst einschätzen.
Was tue ich also hier eigentlich? Ist Entropie die unausweichliche Auflösung in eine laue breite Masse oder der chaotische Auflösungszustand vor einer sich neu formierenden Ordnung? Wie verändern sich menschliche Ziele und Handlungsweisen angesichts eines sich verändernden Weltbildes?
Durch die Möglichkeiten komplexer digitaler Datensysteme und Technologien ist die Menschheit bereits in die Makro und Mikrodimensionen bis in den Nanobereich eingedrungen und erfassen Abläufe und die Dinge des Kosmos die uns bis jetzt verborgen waren. Sehen wir die Kosmischen und atomaren Abläufe oder sehen wir ein ausgedehntes Bild der Steuersysteme, ein gigantisches Bild unserer selbst?
Kann eine Gesellschaft die sich der Ökonomie als oberstes und an Absolutheit grenzendes Prinzip, als Ableitung aus der materiellen Gesetzmässigkeiten der Welt, verschrieben hat, auf Veränderungen von Parametern eben dieser überhaupt noch reagieren?
Oder ist Entropie die letzte Ausrede?
Unwissenschaftlich verkürzt gesprochen, ist Entropie das Mass für die Unberechenbarkeit von Teilchen - von Verhalten - in einem geschlossenen System.
Man könnte also auch sagen, es ist ein Mass für die Unvorhersehbarkeit ablaufender Prozesse.
Die Thermodynamik besagt dass Entropie – in geschlossenen System immer zunimmt und nicht verringert werden kann.
Übertragen können wir unsere Erde, das kleine „Raumschiff“ mit dem wir durch das lebensfeindliche Weltall rasen, ein eben solches Abgeschlossenes ist – auch wenn das physikalisch nicht wirklich richtig ist, so werden wir auf menschlicher, praktischer Ebene dem nicht entkommen.
Und wenn die Sätze der Thermodynamik richtig sind, dann bedeutet Entropie auch, dass wir den Prozess, wie auch die Zeit nicht umkehren können, wir können also nicht mehr zurück.
Genau an diesem Punkt – dem Point of no return – setzen wir unser Projekt fort.
Jelinek
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11-04-2015
1sr ENTROPY - LAB im ZENTRALWERK Dresden
MIT/with / kollaborative AkteurInnen:
Anja Kempe, Anna Till, Barbara Lubich, Cizzy Gonzales,
Conny Crumbach, Friedrich Hausen, Marian Kaiser, Käthe Kruse,
Ka Dietze, Mathias Kuhnt, Pit Noack, ray vibration,
Teresa Hackel-Fröbel, Prof. Wolfgang Lessing u.a.
Bei Thermodynamik denke ich an den schönen Kittler-Kopfschüttler: 'Fin de siècle? Das ist doch Ausbuchstabierung der Thermodynamik.' Und, professionell deformiert, selbstredend an die Umkehrung thermodynamischer Prozesse, wenn eben um 1900 plötzlich technische Medien denselben ein zeitkritisches Schnippchen schlagen und (insbesondere in der Akustik) Ereignisse in ihrer Zeitlichkeit selbst speicherbar, verarbeitbar und übertragbar werden lassen - die Worte der Leute und die Geräusche der Welt zu allerseitigem Entsetzen Welt plötzlich munt er vor- und zurücklaufen lassen. Diesseits von Zeitachsenmanipulationen treibt mich der Wahnsinn um. Die mich und sich dieser Tage bis ins gelegentlich Unerträgliche zieh ende Dissertation zu Kultur und Wahnsinn, zur Kolonialisierung und Globalisierung europäischer Klassifiaktionen des Wahnsinns um 1900, an der ich immer wieder und immer noch schreibe, verfolgt unter anderem, wie das Laborwissen aus den psychophysisch en Apparate hinaus in die Klinik und die Patienten hinein gelangt. Dabei erscheint die ( später zur 'Schizophrenie umfomulierte) 'Dementia Praecox' des deutschen Begründers der klinischen Psychiatrie Emil Kraepelin als thermodynamische Angelegenheit. Kein Wunder, wird Kraepelin doch nicht nicht als Psychiater ausgebildet, sondern von Wilhelm Wundt in Leipziger und Heidelberger Laboratorien. Deren Experimentalwissen schleppt er in die Psychiatrie und ihren Wahnsinn ein - gemeinsam mit einem Begriff von Arbeit und Vorstellungen von Systemen, die Wundt wiederum seinem Lehrer Helmholtz abgelauscht hat. Und der hat in seinem Aufsatz Ueber die Erhaltung der Kraft unabhängig von Mayer immerhin den Energieerhaltungssatz aufgestellt ("ARBEIT, WIR MÜSSEN ARBEIT ENTGEGENSET ZEN!").
Am Ende geht alle Wissenschaft in Biopolitik und Kolonialismus auf. Wahnsinn ist Entropie. Arbeit das Einzige und Letzte, was wir ihm entgegenzusetzen haben.
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